Radfahren in Berlin erfreut sich wachsender Beliebtheit, doch Baustellen stellen dabei oft eine besondere Herausforderung dar. Denn meist sind die Baustelleneinrichtungen nicht sicher für den Radverkehr. Denn aus eigener Erfahrung wissen wir das Baustellen in Berlin teilweise sehr abenteuerlich eingerichtet werden. Sei es ungenügende Beschilderung, fehlende Rampen oder gefährliche Zusammenführung von Verkehrsströmen.
Die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (SenMVKU) hat sich dabei jedoch nach eigener Aussage folgende Verpflichtung auferlegt:
Radverkehr ist Fahrzeugverkehr, jedoch besteht im Vergleich zum Kraftfahrzeugverkehr einerseits ein erhöhter Schutzbedarf und andererseits ist eine Durchmischung von Rad- und Fußverkehr zum Schutz des Fußverkehrs möglichst zu vermeiden. Aus diesen Konstellationen wird deutlich, dass dem Radverkehr wo irgendwie möglich und vertretbar eine eigene Führung angeboten werden sollte, die gegenüber anderen Verkehrsarten physisch abgetrennt ist.
https://www.berlin.de/sen/uvk/_assets/verkehr/verkehrsmanagement/temporaere-genehmigungen/leitfaden-sicherung-fuss-radverkehr-temporaere-verkehrsmassnahmen.pdf?ts=1700666674 Seite 3
Die SenMVKU hat dazu eine Kontaktmöglichkeit geschaffen schlechte Baustelleneinrichtungen zu melden.
Wie kann man melden?
Aktuell funktionieren zwei Wege, um eine Baustelle zu melden:
- über ein Formular auf der Homepage: praktisch wenn man direkt am Handy ist
- per E-Mail (nutze ich persönlich immer am Rechner)
Formular
Am einfachsten, wenn du es das erste Mal machst, ist vermutlich direkt das Formular, das du hier finden kannst: https://www.berlin.de/sen/uvk/mobilitaet-und-verkehr/verkehrspolitik/verkehrssicherheit/projekte/sicher-radfahren-an-baustellen/formular.1094402.php
Den Weg der E-Mail nutze ich persönlich immer, und ich finde ihn am einfachsten. Sende dazu einfach eine E-Mail an: Rad.Baustelle@SenMVKU.berlin.de
Dabei verwende ich folgenden Text, den ihr gerne als Inspiration verwenden könnt.
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich schreibe Ihnen weil ich seit Wochen (!!) mit ansehen muss wie die Einrichtung der Baustelle an der Baerwaldbrücke vom motorisierten Verkehr missachtet wird.
Dabei werden insbesondere Radfahrende behindert, meistens sogar gefährdet.
Zuerst hatte ich gehofft das sich „dran gewöhnt werden muss“, aber es ist wirklich keine Besserung in Sicht.
Aus eigener Beobachtung kann ich berichten das wirklich jedes Mal wenn ich dort lang fahre das VZ 277.1 missachtet wird.
jedes mal.
Die Situationen sind jedesmal gefährlich, da auch der Mindest-Überholabstand nie eingehalten wird.
Teils auch mit Behinderung/Gefährdung des Gegenverkehrs.
Ich würde mir daher folgendes wünschen:
- kurzfristig Trennung der Fahrstreifen durch Leitboys oder Warnbaken, so das überfahren der durchgezogenen Linie unterbunden wird
- eine Stichpunktkontrolle der Polizei Berlin, da genau dort an dieser Stelle sehr einfach die Missachtung nachvollziehbar und ohne weitere technischen Mittel nachweisbar ist
Die datenschutzrechtlichen Hinweise habe ich zur Kenntnis genommen und akzeptiert.
Für Rücksprachen stehe ich gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Fry
Was ihr schon an dem Text erkennen könnt, solltet ihr folgendes beachten:
- freundlich sein
- bestimmt sein
- das Problem deutlich und nachvollziehbar beschreiben
- ggf. Lösungen unterbreiten wie die Situation verbessert werden kann
- Fotos anfügen, die die Situation anschaulich zeigen
Polizei involvieren
Aus der Community kam noch der Tipp, auch die Polizei darüber zu informieren. Dies geht auch per E-Mail:
dirXaYsv@polizei.berlin.de, wenn es sehr gefährlich ist noch die Wachleitung hinzufügen: dirXaYwache@polizei.berlin.de
X und Y müsst ihr noch austauschen. X ist die Direktion, Y der Polizeiabschnitt. Ihr wisst nicht in welchem Abschnitt ihr gerade seid? Auch dafür gibt es eine Suche: https://www.berlin.de/polizei/service/so-erreichen-sie-uns/abschnittssuche/
Und immer Bilder anfügen!
Erfahrung
Ein Punkt sollte man noch beachten: Je nach Straße ist nicht der Senat, sondern der Bezirk zuständig. Aus der Erfahrung wird das aber weitergeleitet.
Auf nicht alle E-Mails wird geantwortet, auf die E-Mails die geantwortet werden sind viele dankbar auf die Hinweise, denn tatsächlich werden auch Baustellen entgegen der Anordnung eingerichtet. Die Extra-Augen, die unterwegs sind, lohnen sich also.
Wenn ich einen Richtwert nennen müsste, so würde ich sagen das es 50:50 sind, das E-Mails zu Verbesserung führen. 100% wäre natürlich deutlich besser, aber wenn sich die Hälfte der Baustellen verbessern ist schon etwas gewonnen.
Ich hoffe zudem auf den Nebeneffekt, das ggf. so in der Senatsverwaltung und in den Bezirken, also auch bei den baustelleneinrichtenden Firmen Wissen ansammelt, was bei Einrichtungen bei Baustellen zu beachten gibt, bei der Planung und der Einrichtung.